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Nähe und Distanz in der Zusammenarbeit mit Führungskräften. Wie HR die richtige Balance findet.

  • Autorenbild: Stanislaw Frik
    Stanislaw Frik
  • 2. Nov.
  • 5 Min. Lesezeit
Zwei übereinander balancierte Steine symbolisieren das fragile Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz in der Zusammenarbeit von HR und Führungskräften.
Gesunde Zusammenarbeit entsteht, wenn HR und Führungskräfte Nähe und Distanz im Gleichgewicht halten.

In kaum einer anderen Unternehmensbeziehung ist das Thema Balance so entscheidend und fragil wie zwischen HR und den Führungskräften. Beide wollen den Erfolg des Unternehmens. Doch zwischen Partnerschaft und Parteilichkeit liegt oft nur ein schmaler Grat. Zu viel Nähe kann binden, zu viel Distanz kann entfremden. HR muss im Miteinander präsent, in der eigenen Rolle jedoch standfest sein. Dieser Beitrag zeigt, wie HR und Führungskräfte genau dieses Gleichgewicht für eine echte Zusammenarbeit auf Augenhöhe finden können.


Nähe oder Neutralität, der tägliche Balanceakt zwischen Vertrauen und Verantwortung

Die Beziehung zwischen HR und den Führungskräften bewegt sich ständig in einem Spannungsfeld zwischen partnerschaftlicher Nähe und professioneller Neutralität. Zwar funktioniert Zusammenarbeit nicht ohne Vertrauen, doch zu viel Nähe kann schnell die professionelle Haltung kosten. Wer zu vertraut agiert, verliert Distanz und Objektivität. Wer sich hingegen zu sehr abgrenzt, riskiert, den Draht zu den Führungskräften zu verlieren. Besonders deutlich wird dieses Spannungsfeld im sogenannten systemischen Dreiecksverhältnis zwischen Mitarbeitern, Führungskräften und der Organisation. Die HR steht hier in der Mitte und muss je nach Situation entscheiden, wem gegenüber sie loyal ist. Das erfordert Klarheit in der eigenen Rolle und Mut zur Transparenz.


Professionelle Nähe bedeutet also nicht, auf Distanz zu verzichten, sondern diese bewusst zu gestalten. Das heißt, präsent sein, aber mit klarer Haltung, empathisch, aber standfest und offen, aber nicht grenzenlos. Nur so kann HR echte Partnerschaft auf Augenhöhe ermöglichen.


Die stille Gefahr für HR, wenn Nähe zu Parteilichkeit wird

Vertrauen ist die Basis, auf der Nähe gedeiht, und Nähe wiederum stärkt das Vertrauen. Doch genau darin liegt auch die Gefahr. Wird die Nähe zu intensiv, droht sie, die professionelle Distanz zu überlagern.


1. Wenn Loyalität stärker wird als Objektivität

HR stellt die Beziehung über die Sache. Entscheidungen werden nicht mehr anhand von Zahlen, Daten und Fakten, sondern aus Sympathie oder aufgrund persönlicher Bindungen getroffen. Entscheidungen müssen jedoch faktenbasiert bleiben und dürfen nicht beziehungsgetrieben sein.

2. Wenn das „Wir“ überhandnimmt

Formulierungen wie „Wir gegen die anderen“ oder eine zu starke Identifikation mit einer bestimmten Führungskraft bzw. Abteilung sind Warnsignale. Sie untergraben die übergeordnete Rolle von HR.

3. Wenn Grenzen in der Kommunikation verschwimmen

Gespräche finden zunehmend informell, privat oder außerhalb des beruflichen Kontexts statt. Humor, Sprache und Gestik werden vertraulicher, wodurch sich die Wahrnehmung der Rollen verändert. Die Grenze zwischen „Ich höre zu“ und „Ich stimme zu“ verschwimmt zunehmend. Gerade hier ist Bewusstsein entscheidend. Kommunikation darf empathisch sein, aber sie braucht Klarheit in Sprache, Ton und Rahmen. Ein professionelles Gespräch bleibt professionell, auch wenn es menschlich ist.

4. Wenn HR Entscheidungen vermeidet, um Beziehungen zu schonen

Aus Rücksicht werden kritische Rückmeldungen oder unbequeme Themen zurückgehalten. Dadurch verliert die Personalabteilung ihre Rolle als ehrlicher Sparringspartner und riskiert langfristig ihre Glaubwürdigkeit im Unternehmen.

5. Wenn Distanz Misstrauen auslöst

Doch auch das Gegenteil kann ein Warnsignal sein. Wenn jede Form von Abgrenzung sofort als Kälte interpretiert wird, dann ist die Beziehung bereits zu nah. Professionelle Distanz sollte selbstverständlich sein und nicht erklärt werden müssen.


Vertrauen aufbauen, ohne die eigene HR-Rolle zu verlieren

Vertrauen ist die Grundlage jeder funktionierenden Zusammenarbeit, auch zwischen HR und den Führungskräften. Echtes Vertrauen entsteht jedoch nicht durch ständige Verfügbarkeit oder Gefälligkeiten, sondern durch Verlässlichkeit, Klarheit und Integrität. HR gewinnt das Vertrauen von Führungskräften, wenn Aussagen widerspruchsfrei, Handlungen nachvollziehbar und Entscheidungen transparent sind. Das bedeutet, zuzuhören und zu verstehen, aber auch, Grenzen zu setzen und Haltung zu zeigen.


  • Transparente Kommunikation fördern

    Entscheidungen, Prozesse und HR-Grundsätze offen kommunizieren. Je mehr Klarheit herrscht, desto weniger Raum bleibt für Misstrauen oder Missverständnisse.

  • Feedback als Partnerschaft verstehen

    Geben Sie kritisches Feedback respektvoll, aber ehrlich. Vertrauen wächst, wenn HR auch unangenehme Wahrheiten anspricht, ohne belehrend zu wirken. Sollte die Beziehung dabei jedoch bröckeln, zeigt sich ihre wahre Substanz. Hielt sie nur durch Harmonie oder durch gegenseitige Anerkennung und Respekt? HR gewinnt das Vertrauen von Führungskräften, wenn Aussagen widerspruchsfrei, Handlungen nachvollziehbar und Entscheidungen transparent sind. Das bedeutet, zuzuhören, zu verstehen, aber auch Grenzen zu setzen und Haltung zu zeigen.

  • Selbstreflexion als Routine etablieren

    Regelmäßig prüfen. Handle ich gerade im Interesse der Organisation oder aus persönlicher Sympathie? Diese Reflexion schützt HR davor, die eigene berufliche Identität und Rollenklarheit zu verlieren. Denn wo Nähe unbewusst in emotionale Verpflichtung oder subtile Erpressung umschlägt, endet professionelle Freiheit und beginnt Abhängigkeit

  • Feedback als Partnerschaft verstehen

    Kritisches Feedback respektvoll, aber ehrlich geben. Vertrauen wächst, wenn HR auch unangenehme Wahrheiten anspricht, ohne belehrend zu wirken.


Wer Vertrauen aufbauen möchte, darf sich selbst nicht aus den Augen verlieren. Nur wer sich seiner Rolle bewusst bleibt, kann glaubwürdig wirken und wird langfristig als verlässlicher Geschäftspartner auf Augenhöhe wahrgenommen.


Zwischen Klartext und Diplomatie, wie HR durch Kommunikation Vertrauen schafft


Kommunikation ist das Fundament jeder Beziehung, auch zwischen HR und den Führungskräften. Entscheidend ist jedoch nicht, wie oft man spricht, sondern wie klar. Nur wer sich verständlich, ehrlich und respektvoll austauscht, schafft Vertrauen, ohne dabei abhängig zu sein.


Klare Sprache bedeutet, Dinge beim Namen zu nennen, auch dann, wenn dies unbequem ist. Transparenz bedeutet, Hintergründe offenzulegen, statt Entscheidungen im Stillen zu treffen. Gegenseitiges Verständnis entsteht, wenn beide Seiten zuhören, bevor sie bewerten und antworten.


HR kann hier als Übersetzer zwischen Strategie und Mensch agieren, als Stimme, die vermittelt, klärt und einordnet. Wenn die Kommunikation offen, verlässlich und respektvoll bleibt, entsteht genau die Balance, die Nähe ermöglicht, ohne die Neutralität aus den Augen zu verlieren. Echte Balance entsteht, wenn es HR gelingt, Klartext zu sprechen, ohne den Dialog zu verlieren. Denn wer in der Sprache klar bleibt, bleibt auch in der Rolle klar.


Balance zwischen HR und Führungskräften finden

Eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen HR und den Führungskräften entsteht nicht durch formale Prozesse oder schöne Leitbilder, sondern durch gegenseitige Akzeptanz und Respekt. Wenn man sich auf Augenhöhe begegnet, erkennt man, dass die Personalabteilung kein Verwaltungsapparat ist, sondern ein Mitgestalter und Sparringspartner, der den Blick für das Ganze wahrt, auch wenn es unbequem wird.


Damit die Zusammenarbeit funktioniert, braucht es gegenseitige Erwartungsklarheit. Was darf HR einfordern? Was braucht die Führung, um erfolgreich zu sein? Diese Fragen müssen offen diskutiert werden und zwar bevor Konflikte entstehen. Transparenz schafft Vertrauen und ermöglicht es, auch Spannungen konstruktiv auszuhalten.


Partnerschaft bedeutet auch, sich gegenseitig Grenzen zuzugestehen. HR darf Haltung zeigen, auch wenn das bedeutet, „nein” zu sagen. Führungskräfte wiederum sollten HR als kritischen, aber loyalen Partner sehen und nicht als Gegner oder Kontrollinstanz. Genau in dieser Balance aus Nähe, Offenheit und Respekt entsteht eine professionelle Beziehung, die Organisationen stark macht.


Des Weiteren ist es wichtig, die Unterschiede nicht zu verwischen, sondern sie zu verstehen. HR bringt Reflexion, Struktur und Haltung ein. Führungskräfte bringen Tempo, Entscheidungskraft und operative Erfahrung mit. Erst wenn beide Bereiche aufeinandertreffen, entsteht die Balance zwischen Strategie und Menschlichkeit.


HR sollte sich regelmäßig die folgenden Fragen stellen: Was erhoffe ich mir von dieser Zusammenarbeit: Bestätigung oder Wirkung? Zu oft entsteht Nähe aus dem Wunsch heraus, anerkannt oder gemocht zu werden. Wer jedoch Akzeptanz über Haltung stellt, verliert schnell die eigene Wirksamkeit. Die Aufgabe von HR ist es nicht gemocht zu werden, sondern glaubwürdig zu bleiben.


Eine echte Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe kann nur entstehen, wenn HR sich seiner eigenen Motivation bewusst ist. Bin ich hier, um Harmonie zu sichern oder um Entwicklung zu ermöglichen? Nur wer diese Frage ehrlich beantwortet, kann Nähe gestalten, ohne sich zu verlieren und Respekt einfordern, ohne ihn zu erzwingen.


Fazit – Nähe mit Haltung, Distanz mit Wirkung

Die Beziehung zwischen HR und den Führungskräften ist ein ständiges Austarieren zwischen Vertrauen und Verantwortung. Sie erfordert Fingerspitzengefühl und den Mut, klare Kante zu zeigen. Wer in HR wirksam sein will, muss Nähe gestalten, ohne die eigene Unabhängigkeit zu verlieren und Distanz wahren, ohne kalt zu wirken.


Echte Geschäftsbeziehungen entstehen dort, wo sich beide Seiten respektieren, auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind. Wo HR Haltung zeigt, statt Harmonie zu suchen. Wo Führung bereit ist, HR als gleichwertigen Partner und nicht als Erfüllungsgehilfen anzuerkennen. Balance bedeutet nicht, immer in der Mitte zu stehen, sondern zu wissen, wann Nähe stärkt und wann Distanz schützt. Nur wer beides beherrscht, kann Beziehungen auf Augenhöhe gestalten und damit die Basis für Vertrauen, Professionalität und nachhaltige Zusammenarbeit schaffen.








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